Montag, 2. Februar 2015

Für Anna


Mit der Traurigkeit in sich selbst ankommen...
... das ist einfach eine wunderschöne Aussage. 

Ich denke grade an einen schwarzen Schmetterling, der sich als Träne aus meinem traurigen Auge fallen lässt. Er fliegt hoch, weit weg und die Traurigkeit wird dadurch immer weiter verdrängt.
Ich fliege mit ihm, schwebe über meinen Gefühlen, dränge sie weg und gestehe sie mir nicht ein.
Der Schmetterling wird immer schwächer und irgendwann fällt er ins Nichts.
Ich irre durch die Straßen, ähnlich schwach wie der Schmetterling und suche nach mir selbst, doch da ist nichts zu finden, nur verdrängte Gefühle, benommene Existenz, fliehende Erinnerung.
Aber eines Tages stolpere ich, falle hin und bleibe liegen. Lange Zeit. Ich schließe die Augen und gebe mich der Dunkelheit hin.
Als ich die Augen nach einigen Schneestürmen, Lawinen und Tornados wieder öffne, liegt direkt vor mir der Schmetterling. Sein einer Flügel ist gebrochen, seine Fühler zittern schwach im Wind und seine Farben sind verblasst.
Langsam setze ich mich auf, schaue den Schmetterling eine Weile an und nehme ihn dann behutsam in meine Hand. Er schaut nicht zu mir, er ist geknickt, beinahe zerbrochen. Ich lege schützend meine andere Hand über ihn, damit er nicht fort geweht wird und verharre in dieser Position.
Es vergehen Stunden und Tage. Ich schütze ihn vor Wind und Wetter und reiche ihm Regenwasser aus der Pfütze, in der ich knie.
Nach einiger Zeit spüre ich, wie sich der Schmetterling auf meiner Hand bewegt. Ein vorsichtiges Spannen der Flügel.
Ich sehe ihn an. Liebevoll, achtsam.
Ein Schaudern durchläuft seinen hauchzarten Körper, ein erneutes Zucken der Flügel zeigt mir, dass sein kaputter Flügel verheilt ist.
Und während der Schmetterling mir zaghaft seine lebensflammenden Augen zuwendet, gewinnt er all seine verlorenen Farben zurück und ich weiß
- wir sind für immer vereint, zusammen als Gefährten auf dem Weg Richtung Heimat.

3 Kommentare:

  1. Oh Feli,
    danke, danke, danke für diesen Post! Ich habe Gänsehaut bekommen und fast geweint. So traurig und wunderschön zugleich. So voller Hoffnung... und Liebe. Bewahr dir dieses Gefühl ganz fest in deinem Herzen. Es wird dich nach Hause führen, da bin ich mir sicher.

    Eben habe ich deine Seite "Seelenschnabulanz" entdeckt. Das ist wirklich eine wunderbare Idee. Ich habe direkt richtig Lust auf (vegane) Pancakes bekommen. Bist du denn Veganerin oder war das Zufall?

    Hm, deine Bedenken kann ich gut verstehen. Man belügt sich doch zu oft selbst, sei es die Essstörung oder ein Vermeidungsverhalten bei Traumata. Aber ich habe meine Motive gründlich geprüft und ich denke, es ist okay so. Mit meiner Entscheidung fühle ich mich sogar richtig gut, um ehrlich zu sein. Meine Prioritäten liegen ganz klar auf meiner Gesundheit, und wenn es sich ergibt, dass die Ausbildung nebenher nicht funktioniert, dann muss die eben warten. Da ich meine ambulante Therapie auf jeden Fall weiter fortführe, ist es ja nicht so, als würde ich mich meinen Themen nicht stellen. Aber eben alles in einem Rahmen, mit dem ich mich wohlfühle, und das ist glücklicherweise momentan der Fall :)

    Deine erste Impulsfrage habe ich mir schon beantwortet, es hat sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich auf neue Fragen. Vielleicht stelle ich eines der Ergebnisse mal online. Danke auch für den Follower-Button, es funktioniert tadellos :)

    "Befreiend" trifft es ziemlich gut. So fühle ich mich gerade... voller Tatendrang, Hoffnung und Freiheit. Es freut mich, dass dich mein Post angesteckt hat und du es ebenfalls geschafft hast, dich von etwas zu trennen, was dir nicht gut getan hat. Manchmal sind solche Aufräum-Aktionen dringend nötig...

    Ich glaube, dass bei vielen die Probleme von unterdrückten Gefühlen herrühren. Vielleicht ist das nicht bei allen so, aber ich wurde so erzogen, dass Traurigkeit ein absolutes Tabu-Gefühl ist. Also habe ich es immer weiter unterdrückt, diesem schwarzen Schmetterling die Flügel ausgerissen. Dabei konnte er nie etwas dafür.
    Danke für den Gedanken mit der Moldau. So ein seelenvolles, mitreißendes Stück Musik, das werde ich mir gleich mal wieder anhören! Da fällt mir eine kleine Geschichte ein: In der Grundschule sollten wir einmal dieses Stück hören und unsere Gefühle dazu aufmalen. Ich war völlig vertieft und habe mit allen möglichen Farben und großen Schwüngen jedes einzelne Blatt meines Hefts bemalt. Anschließend ging die Lehrerin von einem zum anderen, und als sie bei mir angelangt war, gab es einen Riesenkrach. Ich habe nicht begriffen, weswegen, und bemerkte dann, dass alle Mitschüler nur eine einzige Seite bemalt hatten. Da habe ich zu ihr gesagt (ich war vielleicht 7): "Wie kann so große Musik auf ein einziges kleines Blatt passen?" Sie stockte, schaute mich schweigend an, drehte sich auf dem Absatz um und ging zum Pult, während alle anderen über mich kicherten. Aber das konnte dem Glück in meinem Inneren über diese Musik nichts anhaben.

    Alles, alles Liebe dir, du starker und mutiger Mensch.

    AntwortenLöschen
  2. Ein wunderschöner Text :)

    Ich danke dir für deine lieben Worte ganz herzlich :-* habe mich sehr darüber gefreut, mal wieder!
    Und ich freue mich auch schon auf die nächste Frage :)

    Alles alles Liebe dir <3
    Kathi

    Und übrigens kannst du wunderschön schreiben, weißt du das?

    AntwortenLöschen
  3. Ich bin wieder zurück habe jedoch meine Adresse geändert aber du bekommst sie, wenn du einfach hier auf mein Profil bei deinen Kommentar klickst und dann die neue Adresse einspeicherst und die alte auf dem Dashboard löschst. Ich kann mich den anderen nur anschließen - dein Text ist wunder wunderschön geworden! Wahnsinn.

    AntwortenLöschen